Gössersdorf

Fünf Kilometer südöstlich von Weißenbrunn, knapp nach dem Ursprung des Leßbaches, liegt Gössersdorf, das 1976 aus dem ehemaligen Landkreis Stadtsteinach kommend und kurzzeitig zum Landkreis Kulmbach gehörend, nach Weißenbrunn eingemeindet wurde. Das Kirchdorf mit seinen ca. 200 Einwohnern hat seinen landwirtschaftlich geprägten Charakter auch ins 21. Jahrhundert erhalten. Seine Geschichte ist bedingt durch die Randlage zwischen zwei fränkischen Fürstentümern, dem Hochstift Bamberg und der Markgrafenschaft Kulmbach-Bayreuth, durch ständige Streitigkeiten um den Ort geprägt. Das Kloster Langheim konnte sich als größter Grundherr seit der Ernstnennung des Ortes im Jahre 1321 bis zur Säkularisation 1803 behaupten.

Die Verbindung zu Weißenbrunn bestand schon seit Jahrhunderten durch den Rittern von Redwitz, später zum Rittergut Weißenbrunn gehörenden Besitz. Dazu gehörte auch ein Wirtshaus, welches 1638 genannt wird, aber schon vorher bestand. Fritz Zollstab, der mit der Brauereitradition in Weißenbrunn verbunden ist, wird 1505 mit einem Erbhof der von Redwitz zu Theisenort im Ort belehnt, mit dem vermutlich bereits eine Schankgerechtigkeit verbunden war.

1321
„Iring von Redwitz, Amtmann in Lichtenfels, eignete den 22. Febr. 1321 nach dem Verzichte des Veilsdorfer auf einige Güter in Goezensdorf diese seinem Oheime Albert Förtsch von Thurnau, der sie dem Kl. Langheim schenkte.“

In dieser ersten Nachricht über Gössersdorf finden wir die Veildörfer wieder, die als Weilsdorfer oder Weißdorfer im Zusammenhang mit ihrem Besitz und der ehemaligen Burg in der Grün genannt werden.

1323/1328
Gozzendorf hat dem bischöflichen Amt Stadtsteinach 5 ½ Sumer Gerichtshafer abzuführen.

1390
Im ältesten Urbar des Klosters Langheim um 1390 wird der umfangreiche Klosterbesitz in Goeßweinstorff mit 16 Lehen und einer Mühle aufgeführt.

1398
wird erstmals eine Kapelle im Ort genannt. Im heutigen Turm der Kirche haben sich möglicherweise Mauerreste der ersten Kapelle erhalten. Patronatsherren sind die Henlein zu Kirchleus, einer Seitenlinie der von Guttenberg. Die Kirche wird von Kirchleus aus betreut.

1505
„Gösselsdorf ist der merteil des Abts von Langheim“. Die Brüder Peter und Achaz von Redwitz zu Theisenort verleihen an Fritz Zollstab ihren Erbhof im Ort. Fritz Zollstab erhält 1514 in Weißenbrunn von Peter von Redwitz die Schenkstatt am Bach, die heutige Gampertbräu, verliehen. Der von Redwitz’sche Hof, später Erbhof genannt, in Gössersdorf wird 1460 an P. Dremel und 1467 an Ott Trapper verliehen, dann waren Hans Endres und Hans Trapper Inhaber und ging 1495 an Hermann Zolstab. 1531 findet sich ein Heinz Zollstab an Inhaber des Mannlehens.

1528
In der Markgrafenschaft wird die Reformation eingeführt, so auch in der Pfarrei Kirchleus. Obwohl die Filiale Gössersdorf im hochstiftischen Amt Stadtsteinach liegt, wird der Ort ebenfalls protestantisch.

1638
In einer Besitzaufstellung des Ernst v. Wildenstein zu Schlopp über die Zugehörungen seines Besitzes in Weißenbrunn, den er 1622 käuflich erworben hat, wird auch die Schenkstatt in Gossersdorf angeführt.

1745
streiten sich Karl Friedrich Philipp von Redwitz zu Weißenbrunn und das Bayreuthische Vogteyamt Culmbach über die Vogtei auf dem Wirtshaus zu Gößersdorff. Das Wirtshaus ist ein adeliges Lehen des Ritterguts Oberndorf in Weißenbrunn.

1760
wurde der Dorfschultheiß Johann Grethlein von einem Leutnant des einquartierten Mainzischen Kreisregiments im Wirtshaus ermordet.

1792
Gößersdorf hat 33 Wohngebäude, die sich auf folgende Grundherrschaften im Ort aufteilen, denen auch die Vogteilichkeit und Steuerhoheit zustand:

Amtshof des Klosters Langheim in Kulmbach: 1 Hof, 11 Güter, 1 Mühle

Kastenamt Stadtsteinach: 1 Selden, 1 Seldenhofstatt

Amt Wartenfels (Rittergut Wartenfels): 1 Hof, 1 Tropfhäuslein

Kastenamt Kulmbach: 1 Hof, 1 Tropfhaus, sowie 2 Güter, 1 Seldengut, 1 Schmiede

Rittergut Kirchleus (Seniorat v. Guttenberg): Kirche, 1 Hof, 2 Seldengütlein, 1 Gütlein des Kirchners

Rittergut Wernstein (v. Künßberg): 1 Hof

Rittergut Weißenbrunn (v. Redwitz) 1 Gut

Rittergut Forstlahm (v. Ritterich): 1 halbes Gütlein.

Der Gemeinde gehörten 2 Hirtenhäuser.

Das Wirtshaus gehört zum Gut der Freiherrn von Redwitz zu Weißenbrunn.

1801
Obwohl Gössersdorf zum hochstiftisch bambergischen Amt Stadtsteinach gehörte, versuchte die Markgrafschaft Bayreuth, ab 1792 das Königreich Preußen, immer wieder die Landeshoheit an sich zu ziehen. Am 9.8.1801 fielen 50 preußische Soldaten in den Ort ein und verhaftete acht Haushaltsvorstände, deren Gebäude auf der linken Seite des Leßbaches bzw. rechts des Fuhrweges der von der Kirche kommt lagen. Schließlich mussten sie der preußischen Krone huldigen und es wurde ein preußischer Schultheiß eingesetzt. Das Dorf war somit auf zwei Herrschaftsgebiete aufgeteilt: Hochstift Bamberg – ab 1803 Kurfürstentum Bayern – und Königreich Preußen. Erst mit dem Hauptlandesvergleich zwischen Bayern und Preußen vom 16.11.1804 kam der gesamte Ort an Bayern

1969
wurden die Kinder nach Weißenbrunn eingeschult, bis dahin erfolgte die Unterrichtung in einer einklassigen Schule im Ort.

1976
Nachdem Gössersdorf nach der Auflösung des Landkreises Stadtsteinach kurzzeitig dem Landkreis Kulmbach zugeteilt war, erfolgte am 1. Juli 1976 die freiwillige Eingemeindung nach Weißenbrunn und somit in den Landkreis Kronach.

Daten: Dieter Runzer, Weißenbrunn